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Beim Tod des Robert Viking handelt es sich um ein Politikum, sowohl mit gesellschaftlicher als auch kultureller Relevanz. Robert Viking (1252-1290) hatte sowohl als Fürst von Havninord als auch ab 1274 als König des Nordens (1274-1290) eine erhebliche Rolle in der Weltpolitik gespielt, so etwa in den beiden Nordisch-Yorischen Kriegen.

Der Tod und seine politischen Darstellungen

Als unstrittig gilt, dass Robert Viking am 26. Februar 1290 auf unnatürliche Weise ums Leben kam. In der Darstellung der Nordregierung handelte es sich um einen Jagdunfall, welcher von offizieller Seite bedauert wurde. Aufgrund der raschen politischen Umstrukturierung des Nordens nach dem Ereignis brachten allerdings einige Akteure Reikslands und der Hanse die Theorie ins Spiel, es könnte sich um ein erfolgreiches Komplott der nordischen Fürstenschaft am eigenen König handeln. Diese Theorie wurde zumindest durch Olaf Schreibson (*1233/38) befeuert, welcher ursprünglich Sekretär Robert Vikings gewesen war, nach 1290 aber nach Reiksland floh. Erschwerend kommt hinzu, dass bald nach dem Tod von Robert Viking dessen Erbe durch die Nordregierung zum Verräter erklärt wurde. Eine Festsetzung des Erben wäre nicht unwahrscheinlich gewesen, wäre er nicht bereits unter dem Deckmantel der Eile nach Reiksland gebracht worden, wo er sich in den Schutz des Hierarchen Sophos von Wettin begab. Dies wiederum wurde durch den Norden als Provokation und Einmischung in nordische Angelegenheiten gewertet.

Die politischen Folgen

Nachdem Robert Viking, auf welchem Wege auch immer, gestorben oder beiseite gebracht war, hatte sich um ein weiteres Mal ein Dynastienwechsel im Norden vollzogen: Hatte Viking 1274 noch selbst das Haus Isblod vom Nordthron verdrängt, ergriff nun der Jarl von Grauenstein im Norden die Macht. Im gesamten Nordbund ergab sich die Veränderung, dass sich nach dem Tod Robert Vikings der König von Anglien zum "Kaiser" proklamierte.

Der Reiksrat entschied sich, der Darstellung des Tods als Jagdunfall keinen Glauben zu schenken und brachte mit der Aufnahme des Havninorder Erben seinen Protest gegen die Entmachtung der Vikings zum Ausdruck. Auch den in der Folge der Ereignisse erhobenen Kaisertitel Hohenturms erkannte man nicht an.

Der Tod des Robert Viking führte somit in seinen politischen Konflikten zu einem weiteren Tiefpunkt in den Beziehungen von Nord und Süd (Nord-Süd-Konflikt).

Literarische Rezeption

Das rätselhafte Versterben Robert Vikings und die Kaiserproklamation in dessen Nachspiel waren, wie erläutert, 1290 und 1291 ein heiß beredetes Politikum in Reiksland. Es finden sich aus dieser Zeit zahlreiche mehr oder weniger versteckte Anspielungen an den sogenannten "Jagdunfall", so etwa vor allem bei Roland von Eibenbruch, in dessen Werken die pro-reiksländische Position gewiss nicht zu übersehen ist, und auch Olaf Schreibson.

Im Zuge des Poetenwettstreits "Helden und Heroen" 1291, welcher von Eibenbruch ausgerufen worden war, verfasste Olaf Schreibson ein lobendes Gedicht über Gustav XVII., indem er subtil den laut ihm schlechten Zustand des Nordens impliziert (Verse 31f.):

Es heißt, dereinst wird Gustav wieder kommen,
Dem Norden in der Pein zum Heil zu frommen.
 
— Olaf Schreibson (Gedicht zu Ruhm und Ehre des König Gustav, 1291)

In der Tat ereiferte sich aber Roland von Eibenbruch noch mehr und expliziter in diesem Motiv des "Sittenspiegels", in dessen Zuge er frühere, aus der Literatur der Archaik bekannte Beispiele "nordischer Tugend" illustriert und dem Leser so den Vergleich mit dem heutigen Norden aufzwingt. Aus dieser Motivation heraus dürfte das epische Gedicht "Der aërische Heros" (Wettin, 1291) entstanden sein, in welchem er wiederum den unter Gelehrten bekannten "aërischen Doppelroman" rezipiert und das er Olaf Schreibson widmet (die Pointe liegt auf der Hand). In der Sphragis des Gedichts lautet es in Versen 249 bis 252, ganz dem Motiv des Sittenspiegels entsprechend:

Welch nordisch Tugend, leidlich nun verschwunden,
Sich fügte mir zum Liede stolz und klar,
Auf dass des Südens Dichterkreis bekunden
Der Nachwelt soll, was einst der Norden war!
 
— Roland von Eibenbruch (Der aërische Heros, Wettin 1291)

Zu den subtileren Anspielungen auf die durch Eibenbruch kritisierte Vorgehensweise der Nordregierung gehören auch die Verse 286 bis 288 der "Edlen Feste" (Wettin, 1291):

[...] [es] naht auch, dass bald verblasst
Tyrannenruhm, sobald erst die Gebeine
Vom Fleisch entkleidet sind [...].
 
— Roland von Eibenbruch (Die edle Fest, Wettin 1291)

Aber auch in Versen 523f., wo das Umkommen Robert Vikings noch expliziter mit dem Verhalten der Nordregierung verknüpft wird: Vorlage:Versziat Weitaus klarere und offensivere literarische Verarbeitungen des "Jagdunfalls" verfasste Roland von Eibenbruch allerdings im "Grabgedicht des Robert Viking" und im "Komischen Intermezzo: Der 'Kaiser'" (beide: Wettin, 1290). Es liegt auf der Hand, dass beide Werke nichts weniger sind als eine literarische Reaktion auf politische Gegebenheiten, deren Entstehungszweck sie sind. Es lassen sich also nicht ansatzweise alle Stellen aus diesen Werken nennen, die den "Jagdunfall" rezipieren, ohne den Rahmen zu sprengen. Beim "Grabgedicht" wären da aber etwa besonders die Verse 79 bis 88, in denen er in vernichtendem Ton seine Sichtweise der Dinge propagiert:

Doch noch schmachvoller wurde Roberts Sterben,
Schamlos Unfall genannt, missglückte Jagd,
Und es tilgten dem spät gebor’nen Erben
Seine Herrschaft die Dreisten unverzagt:
Noch nicht kalt war der Leib, als sich benannte
Gar betitelte protzend Kaltenberg
Selbst zum Kaiser und so mit Stolz verkannte
Schande, Ruch und Vertun in seinem Werk.
Was der Norden an Tugend einst bewahrte,
Mit dem König versank’s im kalten Grab.
 
— Roland von Eibenbruch (Grabgedicht des Robert Viking, Wettin 1290)

Im "Kaiser" hingegen stellt die vollbrachte Tat des "Jagdunfalls" das Geschehen dar, von dem aus die Handlung der kleinen Komödie ihren Faden aufnimmt. Dies kommt etwa in den Versen eins bis vier vor:

Nordkönig:
Ist endlich geraten, Nordmann, der Plan zum eisig Thron?

Nordmann:
Mit blauem Blute gab ich früh’rem König Lohn
Des feigen Mutes. Tot ist er nun wie das Laub
Des Herbsts und lieget, dem recht gleich, in Forstes Staub.

 
— Roland von Eibenbruch (Komisches Intermezzo: Der "Kaiser", Wettin 1290)

Der "Kaiser" wimmelt in seinem weiteren Fortgang von provokanten Details und soll als Komödie schließlich auch politische Satire sein (auf welche der Norden 1290 übrigens mit einer erbosten Note empfindlich reagierte). Man denke dabei nur an das in dem Werk lächerlich gemachte Insistieren der Figur des Nordkönigs darauf, mit "Kaiser" angeredet zu werden - kleinlich fällt er jedem ins Wort und bezeichnet sich schlussendlich sogar versehentlich selbst als König. Der Fakt, dass das Skript des Bühnenstücks ihn durchweg als "Nordkönig" handelt, macht die Sache nicht weniger komisch, was Eibenbruchs aggressive literarische Haltung demonstriert.

Fazit

Abschließend wird also klar, dass die Geschehnisse um den Tod von Robert Viking vielerlei Konsequenzen hatten: auf politischer Ebene führte er zu einer Neuordnung des Nordbunds und zu diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Norden und Reiksland. Auf eine krude Weise war er aber auch ein Zugewinn für die (reiksländische) Literatur, da von ihm, wie gezeigt worden ist, mehrere bekannte Werke beeinflusst oder gar veranlasst wurden.

Darüber hinaus war dieses Politikum verantwortlich dafür, dass sich die Literatur der 1290er Jahre verstärkt auch politischen Themen zuwandte, was zu bewerten aber jedem Einzelnen überlassen ist.